Richtig Trinken – Eine Wissenschaft für sich

Unser Körper wirkt stabil und kompakt, besteht aber 70 bis 80 Prozent aus Wasser. Das klingt für mich nur auf den ersten Blick erstaunlich – denn wenn ich genauer darüber nachdenke, fallen wir mir zahlreiche Körperflüssigkeiten ein: Speichel, Urin, Magensaft, Blut oder Schweiß zum Beispiel. Sie sind zwar alle vollkommen verschieden zusammengesetzt und wirken auch verschieden, aber ihr Flüssigkeitszustand und der Grad der Verdünnung beruhen auf dem Wasser, das ich zu mir nehme.

Getränk ist nicht gleich Getränk

Die spannende Frage ist: Wie viel Wasser, das Elixier des Lebens, braucht unser Organismus eigentlich – und wie viel gönnen wir ihm täglich? Notiert spaßeshalber einmal, was und wie viel ihr täglich an Getränken zu euch nehmt. Ihr werdet stolz sagen: Die Menge des Getrunkenen entspricht oder übertrifft die von Ernährungswissenschaftlern geforderten zwei Litern täglich. Enthält die Liste aber Cola, Schwarztee, Szenegetränke mit Süßstoffen, Kaffee, Bier oder Wein, bekommt der Körper nur relativ gesehen genug Flüssigkeit zum Erledigen seiner komplexen Aufgaben.

Man könnte das Getrunkene gut mit einer falsch zusammengesetzten Tankfüllung im Auto vergleichen. Füllt ihr eine Mischung aus Zuckerwasser, Speiseöl, Benzol, Kerosin und destilliertem Wasser in den Tank eures Kraftfahrzeugs, geht der Motor kaputt. Das erscheint logisch und nachvollziehbar. Gleichzeitig erwarten wir aber von unserem Körper wie selbstverständlich, dass er bei ähnlich unsachgemäßer „Betankung“ reibungslos funktioniert. Denn wir machen uns nicht klar, dass Kaffee und Schwarztee dem Körper keine Flüssigkeit zuführen sondern ihn sogar entwässern. Im Grunde braucht man als Ausgleich zu jeder Tasse Kaffee oder Schwarztee ein bis zwei Glas Wasser extra. Das Gleiche gilt für Bier, weil es ebenfalls entwässert. An der erhöhten Frequenz der Toilettengänge nach dem Genuss solcher Getränke kann man das gut merken.

Zuckerhaltige Getränke: der Körper kann sie nicht sofort als Flüssigkeitsquelle nutzen

Und was ist mit dem geliebten Glas Wein am Abend? Zwar entwässert Wein nicht, aber für ihn gilt das Gleiche wie für alle zuckerhaltigen Getränke, also auch den nicht-alkoholischen: Unser Organismus muss erst das darin enthaltene Wasser von den alkoholischen oder süßen Restbestandteilen trennen – man nennt das verstoffwechseln – bevor ihm die eigentlich wichtige Flüssigkeit zur Verfügung steht. Und bis das soweit ist, scheidet er diese zum Teil schon wieder aus. Auf Dauer steht ihm zu wenig Wasser zur Verfügung, um die Zellen mit Nährstoffen zu versorgen oder Schlacke und Toxine abzutransportieren. Um die benötigte Menge Wasser für die notwendigen Vorgänge und Prozesse zur Verfügung zu haben, bedient sich der Organismus dann aus in Zelldepots eingelagerten Wasserreserven und legt zukünftig zur Sicherheit gleich weitere an. Diese werden häufig in Form von unansehnlichen Ödemen oder Gewebeeinlagerung sichtbar.

Richtig trinken will gelernt sein

Richtig trinken bedeutet aus meiner Sicht, unserem Organismus die Wassermenge zu geben, die er benötigt. Die liegt je nach Jahreszeit bei zwei bis drei Litern Wasser je Tag. Neben Mineralwasser sind ungesüßte Kräutertees oder Saftschorlen akzeptabel. Wein, Cola und Tee sind gelegentlich in Ordnung – aber mehr aus Genussgründen und zusätzlich, nicht aber als Lebenselixier.