Wie reguliert der Körper seinen Appetit?

Über den Hunger wissen wir heutzutage weit mehr als über den Appetit. Wir können ihn zwar in seinen Auswirkungen beschreiben – aber wie genau er entsteht und was ihn beeinflusst, wissen wir bisher nur in Teilen. Das beschäftigte auch ein Londoner Forscherteam, das Experimente mit Übergewichtigen machte. Dabei wurden den 200 übergewichtigen Probanden Duftpflaster mit einem Vanillearoma auf die Haut geklebt. Echte Vanille gilt eigentlich als appetitanregend und stimulierend. Eine Gegengruppe bekam ein Pflaster ohne Wirkstoffe beziehungsweise eines mit Zitronenduft. Interessanterweise hatte die Vanillepflaster-Gruppe anschließend weitaus weniger Appetit auf Süßigkeiten als die Kontrollgruppe. Man vermutet, dass Vanillearomen das Glückshormon Serotonin freisetzen. Dies wäre eine Erklärung dafür, dass der Appetit der Probanden auf Süßigkeiten durch das Vanillearoma geschmälert wurde.

Es geht nicht um Sättigung, sondern um Genuss

Wie oft wir nur aus Appetit, Frust oder Heißhunger zu Nahrungsmitteln reifen, ist wissenschaftlich unerforscht. Klar ist aber, dass der moderne Mensch nur selten aus Hungergefühlen heraus isst. Eine ganze Werbeindustrie bemüht sich, uns Appetit auf ihre Produkte zu machen. Lifestyle- und Convenience-Food sorgt sich darum, dass alles gut aussieht und schmeckt. Es geht nicht mehr vorrangig um Sättigung, sondern in erster Linie um Genuss! Der Nährstoffgehalt oder die Nährstoffdichte sind nicht mehr das entscheidende Kriterium, nach dem wir unser Essen auswählen.

Hunger braucht nur Nahrungsaufnahme

Hunger braucht nur Nahrungsaufnahme, um gestillt zu werden. Appetit aber verlangt nach einer bestimmten Nahrung. Wenn unser Appetit nach Süßem verlangt, wird der Organismus mit wertlosen Kohlenhydraten versorgt anstatt mit den Vitalstoffen, die er lebensnotwendig benötigt. Das Appetitzentrum liegt im limbischen System. Es gaukelt uns heutzutage vor, unsere Hungergefühle seien real und müssten durch Schokolade, Pizza oder Hamburger gestillt werden. Dadurch essen wir dann tatsächlich oft mehr, als der Hunger erfordert.

Gewichtsmanagement

Um unseren Appetit aus Gründen eines verbesserten Gewichtsmanagements zu regeln, können wir mehr Aufmerksamkeit auf unseren Organismus richten. Reizüberflutungen, Werbe-Einflüsterungen und Sinneswahrnehmungen beeinflussen unser Essverhalten. Sich davon frei zu machen, ist nicht leicht. Wer einem üppigen Buffet gegenübersteht, wird wohl kaum erfolgreich seinen Appetit zügeln können! Andererseits wird keine Diät erfolgreich sein, wenn sie auf Appetitanregendes verzichtet. Da medikamentöse Appetitzügler auf Dauer schädlich sind, hilft aus meiner Erfahrung nur eine schrittweise Nahrungsumstellung und die zusätzliche Ankurbelung des Fettstoffwechsels, beispielsweise durch mehr Bewegung und / oder die zusätzliche Einnahme geeigneter Nahrungsergänzungsmittel.